„Als ich noch bei Edeka an der Kasse gearbeitet und gleichzeitig Regale vollgepackt hab – es war so geil“, sagt der junge Influencer @papamausi auf TikTok. In den Kommentaren findet er viel Zustimmung. Viele junge Menschen berichten beinahe sehnsüchtig von ihren Erfahrungen im Einzelhandel oder in der Gastronomie.
„H&M Kasse in der Weihnachtszeit war eine Art der erfüllenden Monotonie, die ich seitdem nicht mehr gefühlt hab“, schreibt eine Nutzerin. Ein weiterer Nutzer kommentiert: „Ich will stumpf irgendwas machen“ und eine andere Userin berichtet: „Buchhandel, Café, Transkription – alle ‚einfachen‘ Jobs geliebt. Jetzt ein ‚big girl job‘ und ich hasse es, ich gehe auf dem Zahnfleisch.“
Expertin erklärt: Deshalb sind „einfache“ Jobs attraktiv für die Gen Z
Was in den Kommentaren der jungen Menschen auf TikTok mitschwingt, ist Überforderung. Die Gen Z sehnt sich nach „einfachen“ Jobs ohne viel Verantwortung. Dass das nicht nur bei dieser Generation so ist, sondern bei jungen Menschen schon immer so war, weiß Dr. Anja Lüthy, BWL-Professorin an der TH Brandenburg.
„Junge Leute wollen schnell und unkompliziert Geld verdienen – da sind Jobs im Niedriglohnbereich ideal“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Doch je älter sie würden, desto mehr würden sie sich selbst verwirklichen und Karriere machen wollen.
Der TikToker Papamausi erklärt in seinem Video: „Würde man mir 4000 Euro netto im Monat zahlen, ich würde es Vollzeit machen.“ Die „einfache“ Tätigkeit ist also an ein vergleichsweise hohes Gehalt geknüpft. Die Expertin betont, dass Menschen nicht allein für ein tolles Gehalt unbefriedigende Arbeit ausüben würden.
„Menschen gehen arbeiten, weil sie dort Verantwortung haben, die Aufgaben ihnen Spaß machen, sie ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen haben, eine tolle Führungskraft oder Karrieremöglichkeiten“, sagt Lüthy BuzzFeed News Deutschland.
Generation Z sucht Sinn und Flexibilität in der Arbeit
Gehalt sei zwar wichtig und eine extrinsische Motivation, aber der Mensch müsse intrinsisch motiviert sein, um mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Generation Z nicht von anderen. „Die Gen Z will nicht so wenig wie möglich und so bequem wie möglich arbeiten. Junge Menschen suchen Sinn in der Arbeit und möchten auf gar keinen Fall bis zur Rente im selben Job bleiben. Sie verlangen Flexibilität, räumlich wie zeitlich“, erklärt Lüthy. Die Wahl zwischen Home-Office und Büro sowie flexible Arbeitszeiten seien ihnen wichtig.
Gerade am Anfang der Karriere kann es zu einem Gefühl der Überforderung kommen. Je weiter Menschen in ihrer Karriere voranschreiten, desto weniger würden sie von einfachen, monotonen Tätigkeiten tagträumen. Bei dem Wunsch nach einem simplen Job handelt es sich also nicht um ein spezielles Gen-Z-Phänomen, sondern um eines, das jede Generation zu Anfang ihres Arbeitslebens erfährt. Die Expertin erklärt: „Gen Z wird auch älter und wird dann genauso ticken wie die Vorgänger-Generationen.“